„Das Kind ist nicht ein leeres Gefäß, das wir mit unserem Wissen angefüllt haben und das uns so alles verdankt. Nein, das Kind ist der Baumeister des
Menschen, und es gibt niemanden, der nicht von dem Kind, das er selbst einmal war, gebildet wurde.“
Maria Montessori
Zentrales Element unserer pädagogischen Arbeit ist das aus der Montessori-Pädagogik stammende Verständnis vom Kind als „Baumeister seiner selbst“. Wir erkennen den eigenen Willen und die Fähigkeit des Kindes an, sich selbst zu bilden und verzichten daher bewusst auf Noten und verpflichtende Hausaufgaben. Im Bewusstsein der Gleichwürdigkeit aller Menschen, ob Kind oder Erwachsener, leben wir einen von Respekt getragenen Umgang aller Beteiligten.
Inspiriert auch durch die Arbeit von Rebeca und Mauricio Wild, gestehen wir den Kindern Entscheidungsspielräume zu, um ihrem Bestreben nach Autonomie zu folgen und entsprechend ihrer entwicklungsbedingten Lerninteressen zu arbeiten.
Inhaltlich orientiert sich unsere Arbeit an den niedersächsischen Kerncurricula (Lehrplänen) der einzelnen Fächer. Die darin aufgeführten Kompetenzen dienen uns als Maßstab für die individuelle Lernentwicklung jedes Kindes
Die Kinder an unserer Grundschule arbeiten in zwei heterogenen Lerngruppen. Je 26 Kinder der 1.-4. Klasse teilen sich einen großen Raum. So können ältere Kinder Lernerfahrungen an jüngere Kinder weitergeben und die eigenen Kompetenzen dabei festigen, während jüngere Kinder sich an älteren Rollenvorbildern orientieren und zukünftige Lernfelder in den Blick nehmen können. Wir verstehen uns als inklusive Schule und können nach individueller Evaluation Kinder mit besonderen Unterstützungsbedarfen aufnehmen.
Als gemeinschaftsbildendes Element dienen in den Lerngruppen Besprechungs-, Erzähl- und Abschlusskreise. Hier werden anliegende Themen besprochen und sich gegenseitig Arbeitsergebnisse präsentiert.
Mit der vorbereiteten Umgebung stellen wir den Kindern eine Lernumgebung zur Verfügung, in der sie in strukturierter Weise Materialien zum selbstständigen Arbeiten vorfinden. Dadurch wird ihnen eine freie Entwicklung entsprechend ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe bzw. sensiblen Phase ermöglicht.
Die Lernbegleiter*innen (Lehrkräfte und pädagogisch Mitarbeitende) nehmen sich zurück und unterstützen die Kinder diskret in diesem Prozess der Selbstentfaltung. Ihnen kommt die Aufgabe zu, die Lernumgebung entsprechend den Entwicklungsstufen bzw. sensiblen Phasen der Kinder immer wieder neu zu gestalten. Darüber hinaus unterstützen sie die Kinder bei der Strukturierung ihrer Lernziele, geben Feedback, führen Material ein, zeigen mittels kosmischer Erzählungen Sinnzusammenhänge auf, unterstützen bei Konfliktlösungen und steuern Gruppenprozesse.
Die tägliche Freiarbeit an unserer Schule umfasst das materialbezogene Lernen innerhalb der vorbereiteten Umgebung und bildet einen wichtigen Raum zur freien Entwicklung. Angesichts eines vielfältigen Lernangebots setzt sich das Kind in Absprache mit seinen Lernbegleiter*innen Lernziele, wählt seinen Lerngegenstand selbst aus und entscheidet darüber, ob es alleine, zu zweit oder in einer Gruppe arbeitet. Auch die Dauer der Tätigkeit wird vom Kind selbst gewählt.
Haben die Kinder das selbstständige Lernen erst verinnerlicht, fällt es ihnen leicht, sich an der weiterführenden Schule wie auch im Erwachsenenalter
Wissen und Kompetenzen selbstorganisiert anzueignen. Die Freiarbeitszeit kann auch für die Arbeit an fächerübergreifenden Projekten in Kleingruppen genutzt werden. Zusätzlich zur Freiarbeit gibt es verpflichtende Kurse (z.B. Englisch ab Klasse 3; Sport) und Workshops, die von den Kindern für einen bestimmen Zeitraum verbindlich gewählt werden können. Workshops können auch einmalig und sowohl von Lernbegleiter*innen als auch von Eltern oder Kindern angeboten werden.
In einer festen Draußenzeit am Tag haben die Kinder auf dem Schulhof oder auf den angrenzenden Spielplätzen die Gelegenheit zur freien Bewegung sowie zum freien Spiel. Auch während der Lernzeiten können kleine Bewegungszeiten auf dem Schulhof abgesprochen werden. In den Innenräumen besteht die Möglichkeit, flexible Bewegungsanlässe zu schaffen und verschiedene Arbeitspositionen einzunehmen, z.B. sitzend am Tisch, hockend oder liegend auf dem Teppich und stehend oder gehend in den Fluren.
Wir machen regelmäßig Exkursionen und Veranstaltungen, bei denen unsere Kinder unterschiedliche außerschulische Lernorte erkunden und manchmal auch die eigene Komfortzone verlassen können. Dazu gehören folgende Aktivitäten:
Durch solche Unternehmungen erweitern die Kinder ihre Kompetenz, sich in ihrer Umgebung und der Gesellschaft zu orientieren. Sie müssen sich unerwarteten Problemen stellen und versuchen, diese zu lösen. Sie machen reichhaltige Erfahrungen und gelangen durch gemeinsamen Austausch sowie weitere Recherchen und Auseinandersetzung (z.B. über das selbstständige Lernen in der Freiarbeit oder über Kursangebote) zu einem vertieften Verständnis dieser Erfahrungen.
Wir sind eine Schule ohne Noten. Die Lernbegleiter*innen dokumentieren täglich ihre Beobachtungen zu den Lernaktivitäten der Kinder und auch die
Kinder notieren ihre Tätigkeiten in ihrem Lerntagebuch. Regelmäßig findet Austausch und Feedback zwischen Kindern und Lernbegleiter*innen statt.
Zum Halbjahresende gibt es ein ausführliches Lernentwicklungsgespräch mit Eltern, Kind und Lernbegleitung statt, in dem auch Lernziele für das zweite Halbjahr erarbeitet werden. Zum Ende des Schuljahres erhält das Kind einen schriftlichen Lernentwicklungsbericht.
Wir legen Wert auf enge Zusammenarbeit mit Eltern und wollen nicht nur ein Lernort, sondern auch ein Lebensort für Kinder und ihre Familien sein. Ein gleichwürdiger Austausch rund um das eigene Kind ist dabei genauso wichtig wie das ehrenamtliche Engagement zugunsten der Schule.
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Erzählung Wortartenmärchen: © privat
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